ESC-Chef Martin Green äussert sich zur Sicherheit des Wahlsystems

Wurde die Abstimmung «unverhältnismässig» beeinflusst?

Esc-Chef Martin Green
Martin Green (Bild: Eurovision)

Der Direktor des European Song Contest und der European Broadcasting Union, Martin Green, hat sich in einem offenen Brief an die ESC-Community gewandt.

In diesem am Freitagmorgen veröffentlichten Schreiben äussert sich der erfahrene britische TV-Manager zu Fragen rund ums ESC-Wahlsystem und zu Vermutungen in Bezug auf eine Beeinflussung des Votings von aussen (MANNSCHAFT berichtete).

Hier ist der Brief von Green an die «vertrauenswürdige und geschätzte Eurovision Song Contest Community» im Wortlaut:

Die EBU hat nach dem diesjährigen Eurovision Song Contest den Gesprächen der Mitglieder, der Fans und Medien genau gelauscht.

Ich möchte dem Sieger JJ und dem Team des ORF nochmals gratulieren. JJs Leistung und Lied haben den Wettbewerb klar, zurecht und gültig gewonnen, und wir wollen sicherstellen, dass keine Diskussion diese epische Leistung überschattet.

Das ESC-Wahlsystem enthält mehrere Sicherheitsebenen und ein umfassendes Regelwerk, um sicherzustellen, dass ein gültiges Ergebnis generiert wird. Unser Partner dabei - Once Germany GmbH - setzt Systeme und verschiedene Plattformen ein, um die korrekte Stimmübermittlung an das zentrale System zu gewährleisten.

Für den Eurovision Song Contest werden speziell entwickelte Systeme verwendet zur Überwachung und Verhinderung von Betrug. Darüber hinaus überwachen mehr als 60 Personen in Köln und in Wien sowie Amsterdam den Abstimmungsprozess in jedem Land und stehen in direktem Kontakt mitTelekommunikations- und Rundfunkpartner*innen weltweit. Alle Ergebnisse werden durch ein 8-Augen-Prinzip des CEO und dem leitenden Mitarbeiter von Once überprüft, die zusammen über 40 Jahre Wahlerfahrung haben.

Der unabhängige Compliance-Monitor EY überwacht und authentifiziert die Ergebnisse. Jede Entscheidung im Zusammenhang mit den Ergebnissen wird dokumentiert und bewertet. Der gesamte Prozess, einschliesslich der Ergebnisberechnung der Plattform und der Abstimmungsergebnisse, wird von EY gründlich überprüft und verifiziert.

«Alle Zielgruppen wählen, sei es SMS, Anruf oder Online zeigt Beweise für die Motivation von Gemeinden oder Diasporas um bestimmte Kandidaten»

Martin Green, ESC-Chef

Alle Wahlergebnisse des Publikums, sei es via SMS, Anruf oder Online, stehen für die Motivation von Communitys oder Diasporas rund um bestimmte Kandidat*innen. Die Unterstützung kann viele Gründe haben, einschliesslich persönlicher Eigenschaften, Hintergrundgeschichten, geografische Zugehörigkeit und tagesaktuelle Aspekte. Historisch gesehen war der ESC dafür genaus so offen wie andere Gesangs- und Musikwettbewerbe bzw. Reality-TV-Formate.

Jedes Jahr untersucht die sogenannte Referenzgruppe für den Wettbewerb, die Vertreter*innen aus allen Mitglieder enthält und im Namen der verschiedenen Acts agiert, die Daten unseres Partners Once, um Empfehlungen abzugeben, die sicherzustellen, dass alle unsere Regeln und Systeme sicher bleiben und externe Faktoren wie Fortschritte in der Technologie berücksichtigt werden. (...)

Neben den Diskussionen der Referenzgruppe wird die EBU die Förderung unserer Acts durch die jeweiligen Vertreter*innen und assoziierten Parteien untersuchen. Eine solche Promotion ist nach unseren Regeln erlaubt, um Künstler*innen zu feiern, ihr Profil zu erweitern und künftige Karrieren zu fördern, das ist Teil der Musikindustrie. Aber wir wollen sicherstellen, dass eine solche Promotion die natürliche Mobilisierung von Communitys und Diasporas (...) nicht unverhältnismässig beeinflusst.

Ein weiteres Beispiel ist die Anzahl der Abstimmungen, die wir pro Person zulassen – 20 pro Zahlungsart. Dies soll sicherstellen, dass das Publikum aller Altersgruppen mehr als einen ihrer Lieblingssongs wählen kann, und es gibt keine aktuellen Beweise dafür, dass dies das Endergebnis unverhältnismässig beeinflusst hat. Aber die Frage wurde gestellt, und deshalb werden wir uns das genauer ansehen.

Die EBU und ich werden uns, wie wir es immer getan haben, mit unseren Mitgliedern austauschen in Bezug auf deren Ansichten.

Ich schliesse, wie ich begann, indem ich JJ und dem ORF gratuliere, dass sie den Eurovision Song Contest 2025 gewonnen haben.

Vom ESC nach Paris: Der offen schwule Weltrekord-Schwimmer Már Gunnarsson studiert am Royal Northern College of Music in Manchester und nahm an den letztjährigen Paralympischen Spielen teil (MANNSCHAFT berichtete).

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